Wildtierauffangstation Rastede e.V.

Wildtier gefunden? 

Tierannahme NUR nach telefonischer Absprache.

Beim Spaziergang durch den Wald finden Sie ein flauschiges Wesen mit großen Augen. Es scheint unbeholfen am Boden herumzuhopsen. Sie ahnen, dass es ein Jungtier ist und fragen sich, ob es Hilfe benötigt. Diese Situation erleben jedes Frühjahr Hunderte von Spaziergängern. Meist handelt es sich um ein Eulenküken, das aus Neugier oder Platzmangel das Nest verlassen hat und nun am Boden hockt. Selten ist dann aber menschliche Hilfe notwendig, denn die Elterntiere sind meist in der Nähe und versorgen ihren Nachwuchs am Boden weiter. Schwirren über dem Kleinen jedoch dicke Fliegenbrummer herum, ist dies meist ein Zeichen dafür, dass das Tier seit längerem unversorgt ist. Dann ist Ihre Hilfe gefragt! Grundsätzlich gilt, dass Sie die Situation erst beobachten sollten. Denken Sie bei Tier-Kontakt auch an den Eigenschutz (z.B. im Straßenverkehr, beim Einfangen eines wehrhaften Tieres, etc.). Sie sollten ruhig handeln und leise sprechen, um den Stress für das betroffene Tier so gering wie möglich zu halten.

Was tun?

Bewahren Sie Ruhe
Beobachten Sie die Situation und stellen Sie sich folgende Fragen:

Um was für eine Tierart handelt es sich?
Handelt es sich evtl. um ein Jungtier?
Liegt es neben einem toten Tier der gleichen Art/Muttertier?
Ist es nackt, blind, taub, ausgekühlt?
Sind Tiere der gleichen Art/Elterntiere in der Nähe?
Ist es verletzt? (Wunde, Blut, gebrochener Flügel/Bein)
Ist es stark geschwächt/apathisch o.ä.? (Seitenlage, kippt um, Augen geschlossen, Kopf im Gefieder, Kopf fällt zu Seite)
Wurde es von einer Katze/einem Hund angeschleppt?
Sind Parasiten zu sehen? (Zecken, Flöhe, Fliegen, Fliegeneier/-maden)
Haben Sie einen Unfall gesehen? (Auto, Windkraftanlage, Fensterscheibe)
Wie lange haben Sie die Situation beobachtet?
Wie ist die Umgebung des Fundortes? (Straßenverkehr, Windkraftanlagen, Hochspannungsleitungen, Fensterscheiben)

Eigenschutz!

Vielbefahrene Straße
Sie haben ein hilfebedürftiges Tier an einer vielbefahrenen Straße oder Autobahn gefunden?
– Bitte informieren Sie die örtliche Polizei, um sich selbst, das Tier und andere Verkehrsteilnehmer nicht durch das ggf. flüchtende Tier zu gefährden.

Scharfe Schnäbel, Krallen oder Zähne?
– Schützen Sie sich bei Greifvögeln, Eulen und anderen Tieren mit scharfen Krallen/Schnäbeln/Zähnen mit Handschuhen. Zusätzlich ist auch eine Decke oder eine Handtuch hilfreich.
Der Kopf von Reihern, Kranichen und Kormoranen sollte beim Einfangen mit einem Handtuch abgedeckt werden oder Sie sollten sich mit einer Schutzbrille/großen Sonnenbrille schützen.

Es kann auch funktionieren, das hilfebedürftige Tier mit einem Besen, Handfeger oder Brett in den Karton zu leiten.

Tollwut – Fledermäuse, Füchse und Waschbären
Fledermäuse, Füchse und Waschbären können Tollwut übertragen. Fassen Sie diese Tiere bitte niemals ohne Hilfsmittel (bissfeste Handschuhe, Handfeger) an. Sollten Sie oder ihr Haustier gebissen worden sein, suchen Sie umgehend einen Arzt/Tierarzt auf! Verständigen Sie den zuständigen Amtstierarzt, um das weitere Vorgehen mit dem Tier, welches den Biss verursacht hat, abzuklären (Untersuchung auf Tollwuterreger).

Braucht dieses Jungtier Hilfe?

Feldhase / Wildkaninchen

Zunächst ist es wichtig zu wissen, was sie für eine Tierart vor sich haben. Zwischen Feldhase und Wildkaninchen muss man deutlich unterscheiden, wenn es darum geht, ob sie hilfebedürftig sind oder nicht.

Denn Feldhasen sind Platzhocker. Sie kommen mit Fell und offenen Augen zur Welt und entfernen sich nach 2-3 Tagen von ihren Geschwistern. Dort warten sie auf ihre Mutter, die nur 1-3 x in der Nacht und Dämmerung zum Säugen vorbeikommt.

Feldhase Wildkaninchen

Unterscheidungsmerkmale:

  • dunkle Ohrspitzen auf der Rückseite der Ohren
  • Augen: Iris deutlich braun
  • Fell deutlich „struppiger“, herausstehende helle Haarspitzen

 

  • Hingegen der häufigen Meinung dient eine weiße Blesse auf der Stirn weder der Art-, noch der Altersbestimmung!

Unterscheidungsmerkmale:

  • nackt / blind → immer Wildkaninchen
  • unterirdisch gefunden → immer Wildkaninchen
  • Augen: Iris fast schwarz, bei näherer Betrachtung/Lichteinfall braun

 

  • Hingegen der häufigen Meinung dient eine weiße Blesse auf der Stirn weder der Art-, noch der Altersbestimmung!

Werden…

  • ab Januar (auch bei Schnee und Eis)
  • 1-4 Jungtiere
  • mit Fell und geöffneten Augen
  • oberirdisch

…geboren

Werden…

  • ab März
  • bis zu 6 Jungtiere
  • nackt und blind
  • unterirdisch in einem Bau

…geboren

Hilfe ist NICHT notwendig, wenn…

  • es bewegungslos, unverletzt und alleine in der Natur sitzt (Platzhocker! s.o. ↑)
  • Sie oder Kinder es bereits angefasst haben (die Mutter kehrt auch bei unbekanntem Geruch zu ihren Jungen zurück, solange sie sich in der Umgebung ungestört fühlt!)
  • es an einer Straße oder einem vielbesuchten Hundeweg liegt (die Jungtiere kriechen Nachts gerne umher und die Mutter sucht große Gebiete ab. Sie können das Jungtier also einfach an eine geeignete Stelle in der Nähe setzen. Tipp: Fassen Sie es mit Grasbüscheln an, um unnötige Geruchsübertragung zu vermeiden)

Hilfe ist NICHT notwendig, wenn…

  • agile Jungtiere zu sehen sind, die bei Annäherung flüchten
  • der Bau durch Gartenarbeiten oder einen Hund aufgehoben wurde (eine Rückführung zur Mutter kann in der ersten Nacht erfolgreich sein und sollte unter passenden Umständen versucht werden! Kontaktieren Sie bitte die nächstgelegene Pflegestelle.)

Hilfe ist notwendig, wenn…

  • es verletzt ist
  • es auf der Seite liegt oder umkippt
  • es von einer Katze mitgebracht wurde
  • das Muttertier verstorben oder verletzt daneben liegt (dann bitte auch die Umgebung nach Geschwistertieren absuchen)

Hilfe ist notwendig, wenn…

  • es nackt und blind außerhalb des Nestes liegt
  • es verletzt ist
  • es von einer Katze mitgebracht wurde
  • es bewegungslos im Gras sitzt und sich wehrlos aufnehmen lässt
  • das Muttertier verstorben oder verletzt daneben liegt (dann bitte auch die Umgebung nach Geschwistertieren absuchen)
  • der Bau durch Gartenarbeiten oder einen Hund aufgehoben wurde (eine Rückführung zur Mutter kann in der ersten Nacht erfolgreich sein und sollte unter passenden Umständen versucht werden! Kontaktieren Sie bitte die nächstgelegene Pflegestelle.)
Junge Singvögel

Hilfe ist NICHT notwendig, wenn…

  • Sie einen flugunfähigen befiederten Jungvogel finden. Er hat das Nest verlassen, um seine Flugmuskulatur zu trainieren. Während dieser Zeit wird er regelmäßig von den Eltern gefüttert.

Hilfe ist notwendig, wenn…

  • Sie einen nackten oder großteils nackten Jungvogel außerhalb des Nestes finden. Ist das Nest in der Nähe, setzen Sie ihn zurück.
  • er verletzt ist
  • er auf der Seite liegt oder umkippt
  • er apathisch wirkt und seinen Kopf häufig in sein Gefieder steckt und schläft
  • er seine Augen häufig und lange geschlossen hält
Junge Schwalben oder Mauersegler
  • wenn auf dem Boden, dann versuchen ins Nest zurück zu setzen. Sollte dies nicht möglich sein: Kontaktieren Sie bitte die nächstgelegene Pflegestelle.
Igel

Hilfe ist NICHT notwendig, wenn…

  • Igel vor dem Winterschlaf (ab länger anhaltendem Frost) ca 500g wiegen
  • sie auch mal tagsüber zu sehen sind
  • sie im Winter in einem Laubhaufen schlafen

Hilfe ist notwendig, wenn…

  • Fliegeneier oder -maden auf dem Igel zu sehen sind
  • er schwach oder verletzt ist (Wunde,Blut, Seitenlage, sich nicht zusammerollt)
  • junge Igel von einer Katze mitgebracht wurden
  • das Muttertier verstorben oder verletzt daneben liegt
  • er stark abgemagert ist (Körperform nach hinten spitz zulaufend)
Junge Eichhörnchen

Hilfe ist NICHT notwendig, wenn…

  • ein junges Eichhörnchen im Baum/am Boden sitzt und das Muttertier zu sehen ist, oder nach kurzer Zeit wieder kommt (1-2 Stunden)
  • ein Kobel (Nest) bei Gartenarbeiten beschädigt wurde. → Arbeiten abbrechen und Abstand halten, eine Rückführung zum Muttertier kann nach 1-2 Stunden erfolgreich sein

Hilfe ist notwendig, wenn…

  • es verletzt ist
  • es regungslos und ausgekühlt am Boden liegt
  • es aktiv auf Menschen zuläuft und die Beine hochklettert
  • der Kobel zerstört ist und das Muttertier nicht zurück kommt
  • das Muttertier verstorben oder verletzt daneben liegt
Scheibenanflug

Sitzt der Vogel nach einem Scheibenanflug unverletzt aber benommen am Boden, setzen Sie ihn für 2-3 Stunden in einen Karton an einen ruhigen, geschützten Ort. Nach dieser Zeit stellen Sie den Karton geöffnet ins Freie, der Vogel sollte nach kurzer Orientierung weg fliegen. Ist dies nicht der Fall, benötigt er längere Pflege oder ist verletzt. Bitte wenden Sie sich an die nächstgelegene Pflegestelle oder einen Tierarzt.

Offensichtliche Verletzung

Haben Sie ein offensichtlich verletztes Wildtier gefunden, verständigen Sie bei jagdbarem Wild (siehe Liste) den zuständigen Jagdausübungsberechtigten über die örtliche Polizei. Bei allen anderen Tieren bringen Sie es bitte zum nächstgelegenen Tierarzt.

Transport und kurzzeitige Unterbringung

Ein Karton ist die erste Wahl – eng und dunkel ist hier besser.

Das Wildtier ist in Menschenhand großem Stress ausgesetzt. Wenn es in einem dunklen Karton untergebracht wird, kann es zur Ruhe kommen. Wenn es hingegen in einem Käfig oder einer Transportbox untergebracht wird, sieht es ständig die angsteinflößende unbekannte Umgebung und verletzt sich im schlimmsten Fall bei einem Fluchtversuch an den Gitterstäben. Sollten Sie keinen Karton o.ä. zur Hand haben, decken Sie den Käfig oder die Transportbox mit einem Handtuch ab.

Notfall-Futter

Junge Singvögel:
– ungewürztes Rührei / gekochtes Ei
– abgetötete Fliegenmaden
– abgetötete Heimchen / Grillen

Säugetiere:
Junge Säuger brauchen spezielle Aufzuchtsmilch, bitte kontaktieren Sie so schnell wie möglich die nächstgelegene Pflegestelle!
– Flüssigkeit mit einer Spritze oder Pipette anbieten
– abgekochtes Wasser / Fencheltee (ggf. mit einer Prise Traubenzucker/Honig)
– Katzenaufzuchtsmilchpulver (Zoohandlung oder Tierarzt) angemischt mit Fencheltee
– Bitte KEINE normale Milch (Kuhmilch), Kondensmilch, Katzenmilch, o.ä.

Greifvögel/Eulen:
Rind- oder Geflügelfleisch, KEIN Schweinefleisch!!!